
Türkei




In der Nacht vom 17.08.1999 erschütterte das Erdbeben von
Göcük die türkische Bevölkerung, 18.373 Menschen kamen
ums Leben und fast 50.000 wurden verletzt.
Die Stiftung für Berufliche Bildung OTA Tanyildiz hat unterschiedliche
Bemühungen angestellt um den Betroffenen vor Ort zu helfen. Nachstehend
die Übersetzung der Rede eines Betroffenen aus dem Krisengebiet anlässlich
der Eröffnung der Werkstätten im Hotel- und Gaststättengewerbe in der
Akdeniz Universität in Antalya:
Ich bin einer der Geschädigten, der von der Katastrophe am 17.08.1999 betroffen wurde.
Zurzeit leben über 2.000 vergleichbare Personen in Antalya. Dieses Erdbeben hat die
Zukunft und Lebensart vieler Menschen innerhalb von 45 Sekunden verändert. Allein
in drei Städten starben über 50.000 Menschen. Viele Opfer des Erdbebens leben seither
mit beträchtlichen körperlichen Einschränkungen, und zahlreiche Kinder leben ohne
Verwandte als Waisenkinder auf der Straße. Vielen Menschen wurden die Häuser, in
denen sie jahrelang glücklich gelebt haben, zum Grab.
Das Vermögen, das viele Menschen unter größten Entbehrungen erspart haben, ist innerhalb von 45 Sekunden gemeinsam mit ihren Hoffnungen und Träumen verschwunden. Tausenden von Menschen ist es nicht einmal möglich, am Grab ihrer Angehörigen zu beten, da längst nicht alle Opfer ordentlich beerdigt werden konnten. Und in diesen Tagen, wo der Winter sein kaltes Gesicht zeigt, versuchen die Überlebenden,
unter unerträglichen Bedingungen in den Zelten vom Roten Halbmond zu überleben.
Ich gehöre zu denjenigen, die sich aus diesen unglücklichen Umständen retten und ihr Glück in Antalya suchen konnten. Zurzeit lebe ich im Campus der Türkischen Telekom. Hier leben insgesamt 350 Personen. Alle unsere Bedürfnisse werden durch den
Gouverneur von Antalya befriedigt. In der Türkei gibt es 80 Städte. Es wäre ein Glück für das Land, wenn jeder Gouverneur so handeln würde. Deswegen kommen die Menschen gern hierher. Über 2.000 registrierte und mindestens so viele nicht registrierte vom Erdbeben betroffene Menschen leben hier. Diejenigen, denen es wirtschaftlich gut geht, wohnen bereits in Mietshäusern. Auch diese bekommen Lebensmittelhilfen durch den Gouverneur von Antalya. Und all diese Kosten werden zu 100 % von der Stiftung der Kleingewerbetreibenden, von der Industrie- und Handelskammer und vom Regierenden Bürgermeister getragen. Der Regierende Bürgermeister hat kostenlose Monatskarten verteilt und die Volkshochschule hat für unseren Campus einen Handarbeitskurs eröffnet. Antalya hat uns wie ihr eigenes Kind umarmt.
Der Planungschef der Stadt Antalya sowie der stellvertretende Gouverneur haben alle unsere Sorgen übernommen und versuchen darüber hinaus, unseren psychischen Zustand zu stabilisieren.
Jetzt lernen wir in einer fahrenden Computerschule, wie man mit dem Computer umgeht. Doch das ist längst nicht alles. Es werden auch andere Kurse, wie Mauern, Putzen, Malern, Kochen, Service und Bar etc. angeboten. Jeder, der daran teilnehmen möchte, hat kostenlos die Möglichkeit dazu. Das gilt nicht nur für uns auf dem Campus, auch andere können davon profitieren. Das Ziel ist hier völlig klar definiert: Alle, die keinen Beruf haben oder ihren Beruf hier in Antalya nicht ausüben können, haben die Möglichkeit, durch den Besuch dieser Kurse einen Job zu bekommen.
Der Unterricht in dem beweglichen Schulbus wird von professionellen Lehrern der Akdeniz- Universität Antalya durchgeführt. Der Bus wurde vom Regierenden Bürgermeister zur Verfügung gestellt. Er fährt an jedem Campus vorbei und bietet so die Grundvoraussetzung für diese außergewöhnliche Dienstleistung. Eine solche Einrichtung ist in der Türkei einmalig. Wir wissen nicht, ob es so etwas überhaupt ein zweites Mal auf der Welt gibt. Diese Möglichkeiten geben uns der Bürgermeister von Antalya, die Akdeniz-Universität von Antalya und die Stiftung OTA. Die gesamten Kosten hierfür werden von der Stiftung OTA getragen.
Iclal Yapar: ANTALYA-ZEITUNG vom 04.11.1999 (Übersetzung)